Teilprojekt: Selektives Lasersintern von endkonturnahen keramischen Komponenten mittels ultrakurzgepulster Laserstrahlung
Problemstellung und technologische Ausgangslage:
Der direkte 3D-Druck von Keramik mittels SLS/LPBF ist grundsätzlich möglich, erreicht aber bislang oft nur moderate Dichten, eingeschränkte Maßhaltigkeit und weist Rissbildung auf. Gegenwärtig dominieren Composite-Verfahren mit Entbinderung und Sintern; reine Keramikpulver sind aufgrund von Pulverbettdichte, Partikelgrößenverteilung und Oberflächengüte prozesskritisch. CO₂-Laser werden häufig eingesetzt (gute Absorption), erzeugen jedoch thermische Spannungen, während UKP-Ansätze für Keramik/Glas erst in Ansätzen etabliert sind. Das Vorhaben setzt daher auf dichte, rakelfähige Pulverbetten aus reinen Pulvern, eine systematische Prozessfenster-Ermittlung und UKP-Belichtung, um Rissfreiheit, höhere Dichten und endkonturnahe Qualität zu erreichen.
Lösungsansatz:
Es wurde eine quantitative Kontrastmethode zur Bewertung der Pulverbetthomogenität entwickelt, die belastbare Aussagen zum zu erwartenden Sinterergebnis erlaubt. Bimodale Partikelgrößenverteilungen für Al2O3 und ZrO2 wurden gezielt eingestellt und führten zu rakelfähigen Pulvern, die im SLS-Prozess prozesssicher verarbeitbar sind. Anlagenseitig kamen ein Ultrakurzpulslaser (1030 nm) in Kombination mit einer Wärmekammer sowie ein integriertes Pulverzuführungssystem zum Einsatz; damit sind stabile Prozessbedingungen und reproduzierbare Schichtaufbauten möglich. Prozessseitig wurden hochporöse Al2O3-Körper bis zu 10 mm Höhe hergestellt; mit feinem ZrO2-Pulver (d50 ≈ 15 µm) ließen sich hochdichte Schichten sintern und verschmelzen. Für das Finishing wurde ein UKP-Abtragsprozess (Pulsdauer 220 fs) mit definierten Gitterstrukturen etabliert.
Abgeleitete Einsatzfelder:
Im SLS-Prozess entfällt der Werkzeug- und Formenbau für Grünkörper, was bei kleinen Stückzahlen eine hohe Designfreiheit ermöglicht. Die Fähigkeit, hochporöse Al2O3-Strukturen herzustellen, eröffnet z. B. individualisierte Filterlösungen; dichte ZrO2-Einzelschichten sind eine Basis für keramische Membranen. Die nachgelagerte Strukturierung mit demselben UKP-Laser bietet einen direkten Einstieg in die Oberflächenfunktionalisierung, etwa zur gezielten Einstellung der Rauheit oder hydrophober Eigenschaften.
Weiterentwicklung und empfohlene Vertiefungen:
Priorität hat ein robustes Temperaturmanagement mit lokaler Hochtemperatur-Vorwärmung bis etwa 1000 °C, da 360 °C für Keramik nicht ausreichen. Auf der Strahlseite sollten Strahlformung und eine saubere, verrohrte Strahlführung inklusive Strahlaufweitung sowie die präzise Synchronisation von Laser und Scanner optimiert werden, um asymmetrische Profile und Eckfehler zu vermeiden. Das Pulverengineering und ein geeignetes Auftragssystem sollten weiter verfeinert und gemeinsam mit der Kontrastanalyse der Pulverbetthomogenität in einen geschlossenen Regelkreis überführt werden.