100 Jahre HESCHO

TRIDELTA Campus / 14.12.2022

Vor exakt 100 Jahren, am 15. Dezember 1922, wurde die HESCHO gegründet. Was war die HESCHO und welche Bedeutung hat sie für unseren Industriestandort?

Das beantwortet uns Friedmar Kerbe vom Verein für Regional- und Technikgeschichte e.V. Hermsdorf.

Das einzuordnen erklärt sich aus der wirtschaftlichen Situation jener 1920er Jahre in Deutschland: der Krieg war verloren, Reparationsleistungen waren zu erbringen, Auslandsmärkte gingen verloren, es herrschten Rohstoff- und Kohlenmangel, die Inflation rollte an und die Arbeitslosigkeit war hoch. Unter dem Druck dieser gewaltigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten erfolgten in der deutschen Porzellanindustrie verstärkt Konzentrationsbewegungen. Es bildeten sich große Konzerne heraus, so der Kahla- und der Rosenthal-Konzern.

Innerhalb der Kahla AG schlossen sich deren Elektroporzellanbetriebe zur Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren Gesellschaft, genannt HESCHO, zusammen. Das waren die Porzellanfabriken Hermsdorf, Freiberg, „Margarethenhütte“ Großdubrau und die Tonwarenfabrik Schwandorf /Oberpfalz. Die Geschäftsführung von Hermsdorf aus übernahm Direktor Friedrich Scheid. Faktisch stellte die HESCHO eine Verkaufs- und Absatzorganisation ihrer Werke dar, in der die Porzellanfabrik Hermsdorf zunehmend dominierte.

Als Firmenlogo der HESCHO wurde 1923 das TRIDELTA-Zeichen kreiert, jenes in den Folgejahren bald weltberühmte Logo, das seinen historischen Ursprung in der DELTA-Glocke hatte, die 1897 in der Hermsdorfer Porzelline entwickelt wurde. Von Anfang an erwies sich die Gründung der HESCHO als entscheidender wirtschaftlicher Impuls für die Entwicklung ihrer Werke in der Erforschung neuer Werkstoffe und Erzeugnisse für die Rundfunk- und Elektrotechnik und die Weiterentwicklung ihrer Traditionslinien von Hochspannungs-Isolatoren und Chemisch-technischem Porzellan.

Nach Kriegsende 1945 gingen die noch in der HESCHO verbliebenen Betriebe in Hermsdorf, Großdubrau und Schwandorf getrennten Wege. Das Hermsdorfer Werk wurde als SAG-Betrieb (SAG: Sowjetische Aktiengesellschaft) in die SAG der Elektroindustrie mit Sitz in Berlin übernommen, führte ab 1. Mai 1952 die Firmenbezeichnung „VEB Keramische Werke HESCHO-Kahla“ und gehörte schließlich als VEB Keramische Werke Hermsdorf (KWH) zur 1957 gegründeten VVB Technische Keramik mit Sitz in Weimar. Dem folgte 1969 die Bildung des Kombinates VEB Keramische Werke Hermsdorf (KKWH).

Wenn sich in den Nachwendejahren im Rahmen der TRIDELTA schließlich am 3. Mai 1996 die Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH ausgründete und fortan das TRIDELTA-Logo führt, so knüpft sie an jene historische Entwicklung an, die vor 100 Jahren mit Gründung der HESCHO unter dem Zeichen des TRIDELTA begann. Und nicht zuletzt war sich der Keramikstandort Hermsdorf dieser Tradition bewusst, als sich in den letzten Jahren die ansässigen Betriebe zum TRIDELTA-Campus zusammengeschlossen haben. Der Verein für Regional- und Technikgeschichte e.V. Hermsdorf gibt aus Anlass dieses 100-jährigen Gründungsjubiläums zusammen mit dem Förderverein Margarethenhütte Großdubrau e.V. eine akribisch recherchierte, zweiteilige Broschüre heraus. Diese behandelt die Gründungsgeschichte der HESCHO, die Entwicklung ihrer Einzelbetriebe, die Firmenlogos und  Publikationen, Repräsentativbauten, Prüffelder, Zentrallabor, 40-kW-Grossmesssender und eine repräsentative Anzahl  bekannter und unvergessener Persönlichkeiten der HESCHO.

Friedmar Kerbe