Innovatives Laser-Know How am High Tech-Standort Hermsdorf

TRIDELTA Campus / Konstanze Hartmann 21.01.2021

Wir haben uns mit dem TRIDELTA CAMPUS-Vorstandsvorsitzenden Daniel Störzner zum Interview getroffen. Neben seinem Engagement für unsere Standortinitiative ist er auch Geschäftsführer der LCP Laser-Cut-Processing GmbH. Im spannenden Interview berichtet er von unternehmerischen Plänen, erklärt wieviel High Tech im Unternehmen steckt und welche Synergien der Standort Hermsdorf bietet.


Vielfalt an Bearbeitungstechnologien und Lasersystemen; Vielfalt an bearbeitbaren Materialien; Vielfalt der Standorte

Herr Störzner, wie würden Sie in einem kurzen Lagebericht die aktuelle Situation ihres Unternehmens beschreiben?Wir befinden uns mitten auf dem Weg zur

Modernisierung. Die Hälfte der Strecke sind wir nun schon mit dem neu erbauten Gebäude gegangen. Wir haben moderne, großzügige Räume und Arbeitsbedingungen geschaffen. Die Moderne des Äußeren schafft nun Raum für, bezogen auf Strukturen und Prozesse, anstehende Modernisierungen im Inneren.

Was ist dafür ihr Plan?

Wir feilen an einem Masterplan um das Unternehmen neu zu strukturieren, den Fokus auf eine strategische Ausrichtung zu schärfen. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gewachsen. Das freut uns alle hier. Im Inneren hat sich dieses Wachstum bisher eher organisch vollzogen und uns zu einem komplexen, sehr lebendigen Organismus gemacht. Die nächsten Etappen bestehen nun für uns darin, diesen Organismus mit Hinblick auf zukünftige Anforderungen, Entwicklungen und Ziele optimal zu strukturieren und strategisch auszurichten.

Sie sprechen von einem komplexen Organismus. Ein wunderbares Bild für eine Firmenkultur. Wie sorgen sie da für die notwendige Ausgewogenheit aller beteiligten Systeme, um eine gesunde Entwicklung zu erhalten?

Die LCP zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Kompetenz von jeher bei den Mitarbeitern verteilt. Deren Knowhow ist bei den meisten Prozessen und Vorgängen gefragt und somit formt die Unternehmung ein Stückweit jeder einzelne bei uns. Eine stark autoritäre Führung würde die Kultur eher verhindern. Daher beziehen wir die Mitarbeiter in unseren Wachstums- und Change-Prozess von Anfang an mit ein.

Das ist eine sehr moderne Art von Führung und Leitkultur in einem mittelständischen Unternehmen. Welche Rolle bekleiden Sie dabei?

Ich trage als Organisator und oft als Vermittler die Verantwortung für das Gesamtergebnis. Außerdem repräsentiere ich das Unternehmensbild nach außen. Markenbotschafter sind bei uns alle Mitarbeiter. Diese Vielfalt könnte ich gar nicht allein abbilden.

LCP ist Vielfalt?

Ja und zwar in allen Unternehmensbereichen: Vielfalt an Bearbeitungstechnologien und Lasersystemen; Vielfalt an bearbeitbaren Materialien; Vielfalt der Standorte - Wir sind mit 3 von 4 Standorten in Hermsdorf am Tridelta Campus so etwas wie die Flächenhelden – und Vielfalt der integrierten Wertschöpfungsbereiche. Wir haben bspw. IT und Anwendungsprogrammierer, eigenen Gerätebau und Automatisierung sowie eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, was bei Wettbewerbern häufig kein Standard ist. Das macht uns besonders und vielfältig – LCP ist eben besonders vielfältig.

Wie konkret ist die Vielfältigkeit hinsichtlich der Materialien zu verstehen, die Sie bearbeiten?

Für alle Materialien, die sich nicht klassisch mechanisch bearbeiten lassen, gibt es bei uns die individuell passende Laserbearbeitung. Das sind vor allem harte und spröde Werkstoffe wie Keramik, Glas oder Silizium oder auch hauchdünne Folien mit einer Dicke/ Dünne von weniger als 100 µm. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in unserer Kundenstruktur wieder. In unserem Hauptkundensegment bearbeiten wir für die  Elektronikindustrie angefangen von FR3-FR5 Leiterplatten über stromleitende Kupferlegierungen, Silizium-Elemente bis hin zu Refraktärmetallen und Elektroblechen nahezu alle Halbzeuge. Der Laser ist hier die einzige Bearbeitungsform für all diese Materialien. Vom Diamant, über Polymere – alles was durch Lichtenergie bearbeitet werden kann, kann auch von uns bearbeitet werden.

Der Laser also das alles vereinende im LCP Kosmos. Wie unterscheiden Sie sich von anderen Laserbearbeitungsanbietern?

Unsere Vielfalt und das pragmatische Verständnis eines Laseranwendungszentrums macht uns schneller und bedarfsgerechter. Wir arbeiten nach einem lösungsorientierten Ansatz – kundenspezifisch und entwicklungsorientiert: Wir arbeiten, praktisch schon an der Zeichnung für die Endprodukte mit. Daraus resultiert eine starke Bindung zu unseren Kunden. Die Zusammenarbeit ist  partnerschaftlich und langfristig ausgerichtet. Wir sind tatsächlich stolz, dass eine Reihe von großen, internationalen Firmen schon seit vielen Jahren unser Knowhow schätzen und wir sie weltweit zu treuen Kunden zählen dürfen.

Was genau macht das LCP-Laseranwendungszentrum zu „Hightech“?

Die bei uns angewendete Technik hat nichts mit Show Lasertechnik zu tun, sondern mit feinster Technologie und einem enormen Knowhow für die Feinbearbeitung von Sondermaterialien.

Das Licht der hier eingesetzten Laser ist oft nicht sichtbar. Die Wellenlängen liegen überwiegend außerhalb des sichtbaren Spektrums des menschlichen Auges. Spannender ist aber, dass die Laserstrahlung üblicherweise nicht dauerhaft emittiert wird, sondern in kurzen Pulsen abgegeben wird. Moderne Lasersysteme schalten sich mehrere Millionen mal pro Sekunde an und aus. Hier gab es im industriellen Umfeld extreme Fortschritte in den letzten Jahren. Normalerweise braucht das Licht vom Mond zur Erde 1,28 s (Sekunden) für 384.000 km. Ältere Lasersysteme arbeiten mit 120 ns (Nanosekunden) Pulslänge, d.h. in der Dauer, die der Laser AN und nicht AUS ist, legt das Licht nur 36 m zurück. Unsere neusten Laserquellen arbeiten mit Pulsdauern im Piko- und Femtosekundenbereich, d.h. 200 x 10-15 Sekunden. Das Licht legt in dieser extrem kurzen Zeit nur einen Weg von 0,06 mm, statt tausender Kilometer zurück. Gleichzeitig trifft in so kurzer Zeit, gebündelt auf einen winzigen Punkt, so extrem viel Energie auf das zu bearbeitenden Material, dass es sofort verdampft, sich explosionsartig in der Luft verteilt. Diese Pulsdauer ist für eine Wärmeeinwirkung zu kurz, sodass eine „kalte“ Ablation, kalter Materialabtrag stattfindet.  Also mit Femtosekunden Laserpulsen kann der Laser ein menschliches Haar gravieren, oder sogar schneiden. Das ist Haarspalterei im positivsten aller Sinne.

Muss denn da der typische LCP Mitarbeiter ein Haarspalter sein?

Nein (Störzner lacht) Neugierde reicht! Weil man hier nichts auswendig lernen kann – die Mitarbeiter müssen unternehmungslustig sein, mit Betonung auf lustig. Schon bei so banalen Dingen, wie Verpackungslagerung gibt es nie eine vorgegebene Standardlösung. Immer wieder muss neu ausprobiert werden – wir befinden uns täglich auf einem Technologie-Sport- bzw. Spielplatz.

Wie fördert man als Geschäftsführer so einen explorativen Geist bei seinen Mitarbeitern?

Zunächst durch ein wenig effizient anmutendes Vorgehen. Bei ausgewählten Projekten bekommen gezielt zwei Mitarbeiter die gleiche Aufgabe und ihre Ergebnisse werden dann in einer Gruppe vorgestellt. Was dabei entsteht, ist ein inhaltliches Differential. Dieses Spannungsfeld erzeugt das Potential für kreative und dennoch pragmatische, zielorientierte Lösungen.

Dabei legen wir höchsten Wert auf einen respektvollen Umgang, Selbstdisziplin und Zielorientiertheit.  Unsere Mitarbeiter erfahren dafür große Wertschätzung und wir tun viel dafür, dass sie gern zur Arbeit kommen und schaffen ein anregendes Arbeitsumfeld.

Die Herausforderung besteht in der Etablierung einer stabilen Organisationsstruktur bei Beibehaltung von Kreativität und Agilität.

Was sind die Ziele für die Entwicklung des Unternehmens?

Unser Ziel ist es nicht, ständig größer zu werden, sondern innerlich zu wachsen, d.h. die Stärke und Flexibilität zu haben, um auf alle Herausforderungen als Unternehmen gesund reagieren zu können. Gesunde Stabilität und Nachhaltigkeit!

Profitieren Sie dabei von den Synergien hier am Tridelta Campus?

Ja. Die LCP profitiert seit jeher schon von dem vorhandenen Cluster hier vor Ort und das wird auch in der Zukunft ein entscheidender Erfolgsfaktor sein.

Was ist ihre persönliche Wunschvorstellung für die weitere Entwicklung des Hightech Standortes für Keramik und Elektronik?
Ich würde mir für die Entwicklung am Campus wünschen, dass es noch mehr gemeinsame Angebote für alle Mitarbeiter gibt und sich dadurch mehr Persönlichkeit für den Standort herausbildet und in vielfältiger Weise offenbar wird.

Herr Störzner, vielen Dank für dieses Interview.
Konstanze Hartmann

Vorstand TRIDELTA CAMPUS Hermsdorf e.V.